40 Jahre Squier - das ist 40 Jahre Gitarrengeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen. Im Folgenden geht es um die Höhen der Fender-Billigmarke - um Squier Kultobjekte, die Heldinnen des Kleinanzeigen-Dschungels.
Natürlich produziert Squier damals wie heute nichts anderes als Massenware. Gitarren und Bässe, vor allem für Einsteiger. Diese Massenware hat gegenüber den Konkurrenz-Firmen den Vorteil, dass sie sich, im Dunstkreis der Mutterfirma Fender stehend, reichlich von deren Historie auf die eigenen Fahnen schreiben kann. Und das macht den Unterschied. Denn hier darf das Original ungestraft 1:1 kopiert werden, ohne dass der Anwalt mit einer Abmahnung winkt.
Trotz des Massen-Appeals, das dieser Marke anhaftet, schaffen es die Squier-Verantwortliches, immer wieder Instrumente mit dem gewissen Etwas auf den Markt zu bringen, das sie aus der Masse herausragen lässt. Denn Squier dient Fender neben der Bespielung des Einsteiger-Marktes auch als Testfeld für neue Ideen, die man in der Fender-Produktion nicht unterbringen will, um dort das konservative Fender-Publikum nicht vor den Kopf zu stoßen. Und genau hier wird es dann für Guitar-Maniacs wie auch für Jäger und Sammler interessant.
So haben die letzten 40 Jahre von Squier tatsächlich einige markante Spuren in Form von vielen coolen Gitarren und Bässen hinterlassen, die ich im Folgenden inklusive ihres derzeitigen Wertes (Stand: Ende 2023) auf dem Gebrauchtmarkt vorstellen wollen. Denn so gut wie alle der folgenden Instrumente werden nicht mehr produziert, was sie umso begehrenswerter erscheinen lässt.
jv-serie
Im Mai 1982 erschien die in Japan gebaute erste Squier-Serie. Anfangs noch mit Fender-Logo, dann als Fender mit dem Zusatz „Squier Series“, dann final als „Squier by Fender“.
Die JV-Serie ist längst ein Sammler-Thema. Ihre Markpreise - egal, ob Strat, Tele, P- oder Jazz Bass - bewegen sich zwischen € 1000 und € 1300, mit vereinzelten Ausreißern nach oben bis hin zu €
2000.
SQ Serie 70s Stratocaster
Die erste Squier Strat, die 1983 aus Japan ins Fender-Mutterland USA exportiert wurde, war im 70er-Jahre-Stil, also mit großer Kopfplatte und Dreiloch-Halsbefestigung. Diese 70s Strat wird zwischen € 500 und € 800 gehandelt, die sie begleitende Telecaster liegt auf dem gleichen Niveau. Beide zeigten den Amis damals, wie gut auch das 70er-Jahre-Konzept sein kann, wenn man seine Produktion im Griff hat.
E Series Stratocaster
Ebenfalls in Japan ab Mitte der 1980er Jahre bis 1987 gebauten Export-Serie, deren Seriennummern mit einem E beginnen. Eine E-Serien-Stratocaster wird heute zwischen € 600 und € 800 angeboten.
katana
War die japanische Katana damals (ab 1986) aufgrund der verwegenen Optik noch ein totaler Flop, ist sie heute ein begehrtes Kultobjekt, das € 600 bis € 800 wert ist.
silver series
1992 erschien eine Reihe Strats und Teles exklusiv für den japanischen und britischen Markt, made in Japan, als Antwort auf die steigende Qualität der Made-in-Korea-Gitarren. Eine ganze Reihe englischer Gitarren-Heroes haben ihre ersten Versuche auf solch einem Instrument unternommen! Die Silver Series bot eine gute Qualität, die besser und authentischer war als die Squier Japan-Instrumente der späten 1980er Jahre. Die Silver Series wurde bis ca. 1995 gebaut und ihre Instrumente werden heute mit ca. € 500 gehandelt.
pro tone series
Die Instrumente der Pro Tone Series, gebaut in Korea ab 1996, lieferten solch gute Qualität, dass sie für Fender Mexico eine unerwünschte Konkurrenz darstellten. Deshalb wurde sie kurzerhand nach nur zwei Jahren Laufzeit eingestellt. Was ihren Wert auf dem Gebrauchtmarkt nicht schmälert, denn Pro Tone Instrumente gehen für € 450 bis € 550 über den Tresen.
Vista Venus
Von 1996 bis 1998 wurde für zwei Jahre in Japan die originelle Vista Series gebaut. Star der Gang war die von Courtney Love co-designte Venus, heute eine begehrte Kult-Gitarre. Sie kann man zwischen € 400 und € 600 bekommen, die zwölfsaitige Venus ist sogar bis zu € 1800 wert.
vista jagmaster
Ebenfalls Kult ist die im gleichen Jahr (1996) vorgestellte japanische Jagmaster, ein Jaguar/Jazzmaster-Mix mit zwei starken Humbuckern. Heute gibt es viele Kopien dieses Modells inner- und außerhalb der Squier-Welt, aber the real thing ist eben diese alte Squier, die immerhin mit € 800 bis € 900 gehandelt wird.
Double Fat Tele Deluxe
In 2001 kam für kurze Zeit diese fette Tele auf dem Markt. Mit ihrer gewölbten Decke und dem eingeleimten Hals war sie ein Crossover-Modell zwischen Les Paul und Telecaster, heute recht selten und zwischen € 450 und € 500 wert.
24 Series Starfire
Hinter diesem ominösen Namen verstecken sich Korean-made Kopien von Guild-Kopien, die von Fender unter dem Namen DeArmond trotz sehr guter Qualität mit wenig Erfolg auf den Markt gebracht und ab 2001 zum Teil unter der Squier-Flagge recycled wurden. Da die Preise der Fender/DeArmond-Serie in den letzten Jahren erheblich angestiegen sind, wage ich die Prognose, dass dies auch den Instrumenten der Squier Series 24 passieren wird. Das Preisschild der Squier 24 Starfire, das erfolgreichste Modell dieser Serie, vermeldet heute immerhin schon € 500.
Vintage Modified SQ ´51
Die SQ ´51 ist ein Mitglied der für Squier sehr wichtigen Vintage Modified Series gewesen. Sie ist das erfolgreichste Modell dieser Reihe, hat sogar eine eigene Fan- und Mod-Szene und ist nach wie vor sehr beliebt. Trotzdem ist ihr Marktwert noch bescheiden geblieben: € 220 bis € 300. Die Betonung liegt hier auf „noch“ - die SQ ´51 ist ein so genannter Sleeper, deren Wert noch steigen wird.
Vintage Modified Bariton Jazzmaster
Wer hätte das gedacht, dass eine Bariton-Gitarre einer der Stars des Squier-Programms sein würde? Ist aber so, denn die Bariton Jazzmaster aus der VM-Serie erzielt auf dem Gebrauchtmarkt Preise von € 750 bis € 1400. Der hohe Unterschied definiert sich u. a. durch die Farbe; besonders beliebt, und damit teurer, ist das Antigua-Finish.
Master Series chambered & Thinline Telecaster
In Korea wurden ab 2004 neben einigen anderen Modellen wie zB der M-80 auch „gibsonifizierte“ Teles mit aufwendiger Ausstattung gebaut: Set Neck, chambered Body, Satin Platinum Hardware, weißes Binding um die Decke, Pearloid Block Einlagen mit Abalone Inserts, matching headstock. Für solch eine schicke chambered oder die ähnlich ausgestattete Thinline Tele aus der Master Series wird heute gerne bis zu € 650 gezahlt.
Classic Vibe Series
Ungeheuer beliebt ist die Classic-Vibe-Serie, die ziemlich genaue Repliken aus den Fender-Vintage-Jahren bietet. Aber so langsam droht auch Überschwemmungsgefahr, denn so viel Vibe gibt es gar nicht, wie man uns hier verkaufen will. Also genau hinschauen…
Augen auf gilt vor allem dem allerersten Jahrgang (2008/09), hier wurden noch Esche und Erle für den Bau der Teles und Strats verwendet, und nicht wie heute Linde und Pappel. Wenn man etwas Glück hat, bezahlt man für solch eine Gitarre einen Preis von rund € 300, bis maximal € 450.
Classic Vibe J. Mascis Jazzmaster
Die Mascis-Signature-Gitarre, insbesondere das erste Modell (ab 2012), ist gesucht, denn anstelle des später verwendeten Lorbeers wird hier noch besseres Palisander als Griffbrett-Holz verwendet. Sie wird gebraucht zwischen € 450 und € 650 angeboten, mit steigender Tendenz, weil lange nicht mehr im Programm. Squier hat 2024 allerdings eine Neuauflage (ebenfalls mit Lorbeer-Griffbrett) in die Läden gebracht, für die rund € 500 gezahlt werden muss.
Classic Vibe FSR 70s Telecaster
Eine wahre Perle im überbordenden Classic-Vibe-Meer! Die FSR (= Factory Special Run) Telecaster kommt mit zwei WideRange-Humbuckern und wurde nur 250 Mal gebaut. Ihr Gebraucht-Preis hat sich zwischen € 500 und € 600 eingependelt.
Classic Vibe FMT Deluxe Stratocaster
Die vielleicht seltenste Squier-Seriengitarre überhaupt - mit einer einzigartigen Background-Geschichte. Diese Strat landete 2012 aus Versehen in der Classic-Vibe-Serie, war aber eigentlich für die Modern Player Serie konzipiert, die im gleichen chinesischen Werk hergestellt wurde. Die Qualität ist deutlich besser als die der üblichen Classic-Vibe-Instrumente, und die Ausstattung alles andere als Classic Vibe - da sprechen das 2-Punkt-Tremolo, die HSH-Pickup-Bestückiung mit guten Tonerider- Aggregaten, das geflammte Ahorn-Furnier auf der Decke und die Locking-Mechaniken eine deutlich modernere Sprache als die, für die die Classic-Vibe-Serie steht.
Nur 405 Exponate wurden gebaut, bis der Fehler bemerkt und die Produktion gestoppt wurde. Ihr Wert auf dem Gebrauchtmarkt ist nicht recherchierbar gewesen, denn es ist schlichtweg keine aufgetaucht, an deren Preis man sich hätte orientieren können. Meine EInschätzung: ca. € 750, wenn man die Story hinter dieser Gitarre mit verkauft.
Squier Stratocaster Made in USA
Zum Sammelobjekt wird man manchmal auch, wenn man einfach nur selten ist. So ergeht es der einzigen Squier Strat, die je in USA gebaut wird, im Jahr 1991 und unter gütiger Mithilfe von Fender Mexico, wo Teile des Fertigungsprozesses erledigt wurden. Also: Augen auf! Einen Vergleichspreis habe ich nicht gefunden, so selten ist sie also…
Obey Graphics Series
Diese extrem coole Serie entstand 2006 in Zusammenarbeit mit dem Streetart-Künstler Shephard Fairey und stellten für Squier einen neuen Schritt in der Promotion dar. Erstmals wurde Livestyle-Marketing betrieben, indem man mit diesem Design die Generation der Skater und Snowboarder in Squier-Boot lotsen wollte. Was auch gelang! Heute werden diese auffälligen Obey Strats und Teles immer noch für verhältnismäßig günstige € 350 bis € 450 angeboten, aber die Preise ziehen deutlich an!
Hello Kitty Series
Die Kooperation von Squier mit Hello Kitty, einer japanischen Cartoon-Figur, war ein kommerzieller Hit. Eine Strat, eine Mini-Strat und ein Bass gab es, der ein oder andere Rockstar wurde sogar damit gesehen - und heute werden für diese Instrumente jeweils bis zu € 800 aufgerufen. Optik rulez...
40th Anniversary Jazzmaster
Zur Feier ihres 40jährigen Firmenjubiläums brachte Squier 2022 gleich zwei Anniversary-Serien auf den Markt: Die Gold und die Vintage Edition, beide jeweils fünf Modelle stark. Nach meinem eigenen Eindruck hat sich da vor allem die Jazzmaster, sowohl in der Gold- als auch in der Vintage-Edition, als besonders charakterstark erwiesen, was ihren Wert auf dem Gebrauchtmarkt auch widerspiegelt. Die 40th Anniversary Jazz Master wird dort für um € 500 gehandelt, was in etwa dem Neupreis in 2022 entspricht.
Hewlett Packard Stratocaster
Manchmal gab es Kooperationen von Squier mit großen Firmen, wie z. B. mit Hewlett & Packard.
Hier wurde eine Mini-Serie von nur 67 Gitarren aufgelegt - allesamt Strats mit Hendrix-Abbild, speziellen Griffbrett-Einlagen etc.
Super selten, und für € 600 angeboten gesehen.
bässe
Auch für Tieftöner gibt es in der Squier-Historie einige herausragende Modelle:
- JV-Serie P- und Jazz Bass, ca. € 1000 bis 1250
- Pro Tone Precision 5-string, € 400 bis € 500
- Vista Music Master Bass aus der späteren chinesischen Vista-Serie, kurze Mensur, € 450
- Classic Vibe Bass VI, ca. € 300 bis € 400. Wurde allerdings 2022 neu aufgelegt, für kaum mehr Geld.
- Vintage Modified Telecaster-Bass mit Hals-HB, sehr selten, € 500 bis € 600.
signature modelle
Alle Signature-Gitarren erfreuen sich auf dem 2nd-Hand-Markt eines stabilen Marktwertes, dessen Höhe meist im Zusammenhang mit dem Berühmtheitsgrad des jeweiligen Künstler zu sehen ist, dem das Instrument gewidmet ist. Hier einige Beispiele:
- J. Mascis Jazzmaster, zwischen € 450 und € 600
- Tom Delonge Strat, Squiers erstes Signature-Modell, zwischen € 255 und € 900 (kein Tippfehler, dieses Modell wurde mehrfach zu diesem hohen Preis verkauft)
- Hank Marvin Stratocaster, 1991/92 in Japan gebaut, ca, € 800
- J5 Telecaster, die erste Signature für John 5, geht zwischen € 300 und € 700 weg
- Avril Lavigne Tele, ca. € 500
- Deryck Whibley Tele, zwischen € 500 und € 780
- Jim Root Tele, ca. € 430
- Simon Neil Strat, ca. € 450
- Pete Wentz P-Bass, ca. € 450
- James Johnston Jazz Bass, ca. € 450
- Eva Gardner P-Bass, € 400 bis € 600
- Mike Dirnt P-Bass, € 400 bis € 500
- Mikey Way Mustang Bass, € 500 bis € 900
die preisfindung
Zur Ermittlung realistischer Preise wurden auf den Portalen reverb.com und ebay.de die verkauften Angebote kontrolliert, sowie im Portal Kleinanzeigen und im Vintage Guitar Price Guide quer gecheckt, jeweils Stand Dezember 2022.
In der Regel habe ich zwei Preise genannt - einen unteren für einen leicht modifizierten Zustand wie z.B. neue Pickups oder eine Neubundierung, und einen höheren für ein komplett originales Instrument in gutem Zustand.
Bei einigen Preisangaben fällt auf, dass die Differenz zwischen Minimal- und Maximal-Preis sehr groß ist. So etwas kann geschehen, wenn der Verkäufer nicht weiß, dass er ein besonderes Squier-Instrument in der Hand hat und einen zu geringen, für Squier eher üblichen Preis aufruft.
Mad Sugar (Sonntag, 24 März 2024 13:32)
Hi Heinz!
In der Tat! Bei Konzerten mit meiner Retro Punk Band greife ich nicht auf meine teure Custom Shop Strat zurück , sondern schwöre auf meine 1996er Squier Jagmaster sowie auf meine glitzerblaue Squier Super Sonic aus dem selben Jahr (die übrigens leider in der Liste fehlt!). Habe aus optischen Gründen eine aktuelle shell pink Squier Super Sonic dazu gekauft; ist nicht ganz so gut wie der alte Glitzer-Hobel.
Grüße nach Osnabrück
Klaus aka MaD SuGaR (Neu-Rentner)
PS: Der VFL wird wohl (r)unter gehen in diesem Jahr ... Anders als im (geilen) Osnabrück-Song bleibt Lila-Weiß wohl nicht immer zweite Liga ... :-(
Heinz Rebellius (Sonntag, 24 März 2024 12:38)
Hallo Kristof,
danke für Deine Nachricht.
Du hast Recht, dass die Squier Esprit-Replik eine sehr interessante Gitarre mit einem absolut guten Preis-/Leisungsverhältnis ist - wenn man denn mal eine finden würde :-). Warum sie nicht in meiner Auflistung auftaucht, ist der Fakt, dass ich nicht das Gefühl habe, dass diese Esprit-Version ein Modell sein könnte, das für Jäger & Sammler interessant ist. Denn abgesehen davon, dass sie extrem selten angeboten wird, ist dies einfach ein Modell, das auf ganz wenig Gegenliebe gestoßen ist - sowohl als Fender-Original wie auch in der Squier-Version. Was meistens bedeutet, dass sich die Preise auf dem 2nd-Hand-Markt für dieses Modell auch nicht entwickeln werden. Da kann ich natürlich falsch liegen, aber in den meisten Fällen trifft das sicherlich zu.
Um als Modell beliebt - und sich damit auch wertsteigernd entwicklungsfähig zu sein, muss das Modell halt oft gespielt und damit oft gesehen worden sein.
Kristof von Gliszczynski (Sonntag, 24 März 2024 12:29)
In die Serie erwähnenswerter Squier-Modelle gehört m.E. auch die Squier Master Series Esprit.
Eine Replica der Fender Esprit, aus der später das Robben Ford Signature Modell von Fender hervorging. Ein sehr ordentliches Preis-Leistungsverhältnis und gewohnt gute Korea-Qualität halfen dem Modell (leider) auch nicht auf die Beine, da schon das Ursprungsmodell , genau wie das spätere Fender-Upgrade, wenig gefragt waren, wohl wegen der absolut Fender-untypischen Bauart .
Sie sind heute selten zu bekommen, aber immer eine Option für Spieler die auf diesen Bautyp stehen.
Chris
Thomas (Sonntag, 24 März 2024 12:04)
Klasse Fleißarbeit, Heinz! Danke