duesenberg custom starplayer tv custom
Eine Tages im Jahr 2019 oder 2020 hatte ich die Möglichkeit, eine Duesenberg Starplayer TV Custom zu erstehen, die einen minimalen Transportschaden an einer Stelle der Korpus-Einfassung aufwies. Zu der Zeit stand ich in Lohn und Brot bei Duesenberg, und genau deshalb hatte ich auch Zugriff auf diese Gitarre, die sonst sicher nicht in der Öffentlichkeit gelandet - und was sehr schade gewesen wäre. Denn lest, was aus dieser Gitarre entstanden ist...
Das Serienmodell der Starplayer TV Custom ist mit ihrer tiefschwarzen Lackierung, der vergoldeten Hardware und den elfenbeinfarbenen Einfassungen eine sehr beeindruckende Erscheinung - aber trotzdem nicht my cup of tea! Denn ich liebe es in der Regel eher etwas schlichter. Und außer sicherlich guten optischen Argumenten spricht für mein Empfinden auch nicht viel für einen dritten Humbucker in der Mittelposition. Dennoch traf es sich gut, dass ich die oben erwähnte Starplayer TV Custom übernehmen konnte, denn die komplette Hardware war bereits abgebaut. Nackt und schwarz, das ganze Ding. Und somit eine perfekte Basis, um diese eine Idee umzusetzen, die mir schon lange im Kopf herum geisterte...
Diese Gitarre sollte ich später Custom Starplayer TV Custom nennen. Und ehe ich auf die neue Seele dieser Gitarre näher eingehe - das sind ihre Pickups und die Schaltung -, möchte ich erst einmal die äußerlichen Modifikationen meiner Custom TV Custom gegenüber dem Serienmodell vorstellen:
- komplett vernickelte Hardware
- Duesenberg Radiator Tremolo (anstelle des Diamond Deluxe Systems)
- Arm-Rest auf der oberen Korpuskante
- drei Duesenberg SingleTwin Pickups (statt der drei Duesenberg D-Tron)
newman vintage wiring, oder: aus drei mach sechs
Der größte Unterschied zur Serien-Custom-TV sind jedoch die Pickups und die Schaltung meiner Gitarre. Dazu muss man wissen, dass jeder Duesenberg SingleTwin Pickup zwei Spulen beherbergt, die schräg zueinander gestellt sind. Dies sorgt nicht nur für Brummfreiheit, sondern auch für einen Singlecoil-Sound. Was will man mehr?
Ich wollte mehr! Und zwar, indem ich mir den zweiteiligen Aufbau dieser Pickups zunutze und jede Pickup-Hälfte einzeln anwählbar machen wollte. Dieses Gedankenmodell hätte ich niemals alleine in eine funktionierende Schaltung umsetzen können - aber da kam mir mein Kollege Oli Neumann zu Hilfe, der einen genialen Schaltplan ("Newman Vintage Wiring") entwickelte, anhand dessen wir - Spencer Sercombe, Gitarrenbauer bei Duesenberg, und ich - die Lötarbeiten durchführen konnten. Als Regeleinheit hatte ich mir zwei eng nebeneinander sitzende Dreiweg-Schalter vorgestellt, und genau so wurde das auch umgesetzt. Dank dieser Schalter lassen sich nun in jeder Stellung der beiden immer zwei beliebige Pickup-Hälften miteinander kombinieren. Dies bietet mir neun verschiedene Sounds, wenn ich richtig gezählt habe. Mittlerweile kann ich diese Sounds intuitiv und musikalisch abrufen und darf berichten, dass diese Schaltung für mein Empfinden wirklich Sinn macht. Einige Beispiele sollen das im Folgenden beschreiben...
1. Stehen beide Dreiweg-Schalter z. B. in der vorderen, also der Hals-Position, sind beide Spulen des Hals-Pickups aktiviert. Somit erklingt der Hals-Pickup solo, wie bei einer konventionellen Schaltung.
2. Möchte man diesen Hals-PU-Sound vielleicht etwas entschlacken, schaltet man den oberen Dreiweg-Schalter (der für die oberen Pickup-Hälften zuständig ist) in die Mittel- oder gar in die Steg-Position und dünnt so in zwei Stufen den Hals-PU-Sound aus.
3. Oder: Erscheint einem der Steg-Sound - beide Dreiweg-Schalter nach hinten - zu hart und hell, kann man ihm tiefer klingende Anteile dadurch hinzufügen, indem man den oberen Dreiweg-Schalter Richtung Mitte oder Richtung Hals schaltet. Will man jedoch etwas von der Schärfe heraus nehmen, bewegt man den unteren Dreiweg-Schalter in die Mitte oder ganz nach vorne in die Hals-Position.
Hervorragende Sounds entstehen z. B. dann, wenn die beiden Schalter in ihren extremen Positionen stehen. Stellt man z. B. den rot markierten Schalter auf die vorderste Position und den grün markierten auf die hinterste, kombiniert man die obere Spule des Hals-Pickups mit der unteren Spule des Steg-Pickups. So bekommt man einen hellen, klaren Ton mit einem guten Bass-Fundament. Ähnlich Interessantes entsteht in der umgekehrten Variante, wenn die obere Spule des Steg- mit der unteren Spule des Hals-Pickups zusammen erklingt. Ein entschlackter, warmer Sound mit guter Tondefinition.
Man braucht keine große Phantasie, um sich die weiteren Klangvarianten vorzustellen, die diese Schaltung ermöglicht. Es sind zwar recht viele, aber sie unterscheiden sich nicht allzu sehr in ihrem Grundcharakter. Die Veränderungen finden hingegen recht subtil statt. Das Paket, das die drei SingleTwin Pickups zusammen mit dieser Schaltung darstellen, ist auf jeden Fall bestens dafür geeignet, ganz gezielt Sounds zu formen - bis hin zu Details, die mit einer konventionellen Schaltung gar nicht möglich sind. Ein bisschen wirkt das Handling mit den beiden Schaltern wie ein Schalten von Presets.
Class C
Der Rest der Gitarre ist dann natürlich Duesenberg pur - eine sehr gute Verarbeitung, ein herausragendes Werks-Setup der Gitarre, eine klassische und stylische Optik und natürlich ein Tremolo-System, das eine Klasse für sich darstellt.
Ich bin sehr happy mit meiner Duesenberg Custom Starplayer TV Custom. Sie ist eine meiner Number Ones und sie klingt absolut eigenständig und gut. Weiter unten werde ich einige Videos zeigen, in denen ihr typischer Sound gut zu hören ist.
Mein ewiger Dank soll Oliver Neumann und Spencer Sercombe danken, denn ohne sie wäre die Gitarre in dieser Form nie entstanden.
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