duesenberg double cat-12
12-saitige E-Gitarren sind immer etwas Besonderes. Der klassische Sound dieser Art Gitarren wurde in den 1960er Jahren so eindeutig durch Byrds und Beatles definiert, dass alle Gitarren, die danach kamen, immer an einer 12-saitigen Rickenbacker gemessen und ausgerichtet werden. Wenige können dabei mithalten, aber meine Duesy kann es...
Zu dieser Gitarre kam ich ca. in 2006, also lange vor der Zeit, als ich selbst bei Duesenberg gearbeitetet habe.
Auch ich wollte damals eine 12-Saitige haben, die so klang wie eine Rickenbacker, die sich aber besser spielen ließ als eine Rickenbacker. Denn fast alle 12-String-Gitarren dieses Herstellers haben zu schmale Hälse - was daran liegt, dass bei der Fertigung kein Unterschied zwischen Hälsen für 6- oder 12-Saitige gemacht wird. Da schien mir die Duesenberg Double Cat gerade passend. Außerdem erinnerte mich ihr Design und natürlich auch die Farbe der Lackierung an Rickenbacker.
californication
Durch die geringe Breite des Griffbretts liegen die Saitenpaare halt sehr eng beieinander, was nicht nur mir das saubere Spielen erschwert. So bestellte sich Tom Petty (R.i.P.) sein Signature-Modell mit einem breiteren, viel bequemer zu spielenden Griffbrett. Gespielt hat er seine Signature dennoch viel seltener als die normalen Rickenbacker 330er- und 360er-Modelle, vermutlich weil ihm deren Klang einfach besser gefiel. Denn die 12-Saitige, die seinen Namen trägt, war eine kleine Solidbody, während die anderen genannten Modelle große Semiakustiks sind und entsprechend anders klingen, frei nach der Gleichung: Mehr umbaute Luft = luftigerer Sound!
Meine Duesenberg Double Cat-12 war bereits ab Werk unglaublich gut - ein fetter, heller 12-string Sound wie aus dem Bilderbuch. Damit hätte ich aus heutiger Sicht gut leben können, aber damals wollte ich so viele Rickenbacker-Elemente umsetzen wie möglich, ohne die grundsätzliche Konstruktion der guten Double Cat in Frage zu stellen. Und dazu hatte ich mir folgende Modifikationen überlegt:
- Zwei P90 Pickups (serienmäßig kam die Double Cat-12 mit einem Domino P90 am Hals und einem Grand Vintage Humbucker am Steg)
- Ein Trapez-Saitenhalter (dazu wurden die Löcher des serienmäßigen Stop-Tailpieces mit passenden Schrauben verschlossen)
- Eine Rickenbacker-typische Anordnung der Saiten derart, dass die Grundton-Saite oberhalb der Oktavsaite liegt
Gerade die andere Anordnung der Saiten macht für mich den Unterschied zu vielen anderen 12-string E-Gitarren; kein anderer Hersteller als Rickenbacker ordnet die Saiten so an, und bis heute weiß ich nicht, ob das damals Absicht war oder Zufall. Mir gefällt jedenfalls der um Nuancen andere Sound aber besser, denn hier wird der Anschlags-Klang von dem Grundton dominiert, währen die Up-Beats eine Spur heller klingen, weil hier das Plektrum zuerst auf die Oktavsaiten trifft.
Ein Rickenbacker-Feature wurde aber damals ab Duesenberg-Werk noch mitgeliefert - die Fenster-Kopfplatte mit der verwirrend engen Anordnung der offenen Mechaniken. Dies treibt einem nicht nur beim Stimmen den Schweiß auf die Stirn, sondern macht einen Saitenwechsel zu einer Angelegenheit, die man einfach nicht gerne macht. Und für die man wirklich etwas Zeit und gute Nerven mitbringen sollte. Während Rickenbacker bis heute diesen Mechaniken-Salat liefert, weil man sich der eigenen Tradition verpflichtet fühlt, wurde bei Duesenberg nach einiger Zeit kurzer Prozess mit der Tradition gemacht, eine neue Kopfplatte designed und mit den eigenen, zierlichen Micro Z-Tunern bestückt. Und damit lässt sich viel besser arbeiten.
Ich muss mich natürlich weiterhin bei meiner Double Cat mit dieser Tradition abmühen, aber gut - eine 12-Saitige spielt man ja auch nicht jeden Tag. Außerdem habe ich einem häufigen Saitenwechsel dadurch ein Schnippchen geschlagen, dass ich - wie übrigens Roger McGuinn auch - Pyramid Gold Flatwound Saiten verwende. Die klingen sehr gut, und sie halten deutlich länger als übliche Roundwound-Saiten. Und wer noch mehr zu diesem klassischen 12-string-Sound wissen will, der sollte diesem Link folgen.
Natürlich ist eine Fenster-Kopfplatte ein Eye-Catcher - ein schöner Match von Tradition und Moderne - und sie ist im übrigen die einzige Duesenberg-Kopfplatte, auf der das prägnante D-Logo nicht auftaucht. Aber ohne Zweifel ist die neue Kopfplatte die deutlich praxistauglichere - und optisch auch gelungen.
Toaster
Über die Jahre hinweg waren mir die beiden Domino P90 nicht brillant genug und wurden irgendwann von den guten Duesenberg Little Toaster ersetzt - Mini-Humbucker, die hell und klar wie ein Gebirgsbach am Morgen, oder eben wie die blaugrünen Welten des Pazifiks klingen. Oder: Wie Roger McGuinn :-). Kurz: Beeindruckend!
12-string forever
Diese Duesenberg Double Cat-12 war mein persönlicher Einstieg in die Welt des Hannoverschen Gitarrenherstellers. Damals, Ende des ersten 2000er Jahrzehnts, konnte noch keiner ahnen, dass ich später fast vier Jahre - von 2017 bis 2021 - dort arbeiten und ganz viele lernen konnte. Nicht zu Letzt durfte ich die Leute kennenlernen, die hinter dieser erfolgreichen und besonderen Gitarrenmarke stecken und habe dort nicht nur Visionäre und große Fachleute vorgefunden, sondern auch gute Menchen, von denen einige Freunde fürs Leben geworden sind. So wie diese Gitarre meine 12-saitige E-Gitarrenfreundin für mein Leben ist und bleiben wird.
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Mad Sugar (Donnerstag, 27 Oktober 2022 11:48)
Zum amtlichen Byrds 12string Sound sollte man sich eines stark zugreifenden Kompressors bedienen. Die Rickenbacker 370/12RM hat so einen Onboard, aber die JangleBox hinter eine gute 12string Pritsche aufgesattelt bringt ähnlich gute und relativ authentische Jingle-Jangle Byrds Sounds. Habe das mit meiner Charvel Surfcaster 12 probiert und es klingelt an der Haustür!